... titelt "The News".
Die New Yorker nehmen diese Nachricht als Aufforderung ein spontanes Straßenfest am Ground Zero zu veranstalten, mitten in der Nacht gehen sie auf die Straße. Wer die Bilder gesehen hat kann auch über tausende Kilometer hinweg eine Art kollektive Erleichterung spüren. New York, die USA atmen auf in einem gewaltigen Atemzug. Einen kleinen Japser erlaubt sich auch unsere Bundeskanzlerin. Nach mehrmaligem Nachhaken der Journalisten auf ihre Erklärung bezüglich der Nachricht von Bin Ladens Tod, äußert sie "Ich freue mich, dass es gelungen ist bin Laden zu töten".
Und obwohl sich alle Medien beeilen die (nicht vorhandenen) Informationen zu verbreiten, ist wohl nicht ganz klar was genau geschehen ist. So gibt es bereits mindestens zwei offizielle Versionen der Vorkommnise und selbstverständlich Myriaden von offenen wie geschlossenen Verschwörungstheorien.
Es wird einhellig berichtet, Obama hätte nach reiflicher Überlegung (immerhin nahm er sich wohl eine weitere Nacht um über die Entscheidung zu schlafen) am Freitag sein "go" für die wohl bereits lange vorbereitete militärische Aktion gegeben. In der Nacht zum Montag dann seien drei in Pakistan gestartete Helikopter, bemannt mit Navy Seals zu Bin Ladens Anwesen in Abbotabad geflogen, deren Besatzung in den von hohen Mauern umgebenen Komplex gestürmt sei und schließlich Bin Laden durch einen Kopfschuss über dem linken Auge getötet habe. Danach habe man die Leiche auf einem Flugzeugträger nach "islamischer Sitte" in weiße Tücher gewickelt, und auf dem Grund des Meeres versenkt.
Doch bereits am genauen Ablauf der Exekution scheiden sich wohl die Geister.
So wird berichtet Bin Laden hätte (s)eine Frau als lebendigen Schutzschild verwendet, an anderer Stelle heißt es er habe sich mit einer Schusswaffe der Festnahme entziehen wollen, und ein weiterer "Anonymer Beamter" äußert dass beide Behauptungen nicht der Wahrheit entsprechen würden. Ähnlich nebulös ist der Verbleib des Fotos des getöteten Bin Laden, angeblich will man es nicht veröffentlichen, um eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit zu vermeiden.
Darüber hinaus stammen alle vorhandenen Informationen von der US-Regierung -bis auf einen Nachbarn der wohl vom Hubschrauberlärm geweckt wurde, und dies promt twitterte.
Direkt gesehen hat er die Tötung Bin Ladens sicher nicht.
Die einzigen Augenzeugen sind somit die Überlebenden Bin Ladens Familie, sowie die Navy Seals - die Eliteeinheit der amerikanischen Streitkräfte.
Auffällig ist hierbei offensichtlich, das die Regierung der vereinigten Staaten hier ein Informationsmonopol besitzt - und dies auch ausnutzt. Ihre Geschichte weist zwar die eine oder andere Lücke auf, aber letztlich werden wir wohl nie Erfahren was in der Nacht zum Montag genau geschah, bzw. ob überhaupt etwas von Bedeutung geschah.
Aber selbst wenn die Version der Amerikaner stimmt, wenn sie durch das Verhören von Gefangenen in ihrem Konzentrationslager Guantanamo an den Decknamen des Dienstboten der Bin Ladens gelangt sind, wenn sie ihn nach bald zehn Jahren der Suche schließlich gefunden haben, ihren Staatsfeind, so kommen einige unangenehme Fragen auf.
Die jüngsten Geschehnisse werfen wie ein zusätzlicher Scheinwerfer neues Licht auf Obama, und sein Schatten gewinnt an Konturen. Die Informationen zur Exekution Bin ladens wurden nach offiziellen Angaben in Guantanamo erfoltert, eben jenem Konzentrationslager modernster Variante, dass Mr.YesWeCan so schnell wie möglich schließen wollte - und doch bleibt es bestehen.
Darüber hinaus ist die Operation völkerrechtlich ausgesprochen fragwürdig - so sah Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) hier "Zum einen [...] ganz eindeutig einen Verstoß gegen das geltende Völkerrecht". Die USA müssen sich die Frage gefallen lassen, was genau sie legitimiert einen Menschen ohne Gerichtsverhandlung hinrichten zu lassen. In Anbetracht Obamas öffentlicher Reaktion ist hieran nicht zu zweifeln.
Darüber hinaus und ähnlich pikant ist der Zeitpunkt der Operation - Obama hatte nach offizieller Version am Freitag seine Zustimmung gegeben, obwohl er um die gegenwärtige politische Instabilität des nahen Ostens wusste - die arabische Welt befindet sich gegenwärtig möglicherweise an einem historischen Scheidepunkt, und Bin Ladens Tod könnte Konsequenzen nach sich ziehen, die im Augenblick nicht zu überschauen sind. Dass Bin Laden wohl bereits mehrere Jahre in diesem Haus lebte, und nicht etwa wie uns glauben gemacht werden sollte, sich in Berghöhlen am Hindukusch versteckt, ist insofern nicht nur für den Präsidenten der USA brisant.
Auch der Umstand, dass es der wohl meistgesuchte Terrorist der Welt geschafft hat sich über Jahre hinweg in Pakistan zu verstecken und dies in unmittelbarer Nähe zu militärischen Einrichtungen wirft einige Fragen an den pakistanischen Geheimdienst auf.
War das ein faux pas? Oder steckt dahinter Methode des Paktistanischen Staates?
Dass sich die USA und ihre Allierten und die Pakistaner jedoch ausgesprochen ruhig verhalten, lässt widerum einige Schlüsse zu. Das scheitern der Pakistanpolitik der Amerikaner, den Staat aber vor allem das Militär finanziell zu verhätscheln, ist in jedem Fall offensichtlich. Wenn Pakistan Bin Laden über Jahre vor den Amerikanern verborgen gehalten hat, ist die Legitimation des bis heute andauernden von der Nato geführten Krieges in Afghanistan fragwürdiger denn je. Insbesondere da auch andere hochrangige Al-Quaida Männer in Pakistan gefasst oder getötet wurden. Wenn es darum ginge die "Keimzellen des Terrorismus" zu vernichten um die "Welt" sicherer zu machen, wie uns von offizieller Seite bis heute suggeriert wird, so wäre es wohl angebrachter gegen Pakistan Krieg zu führen, zumindest angebrachter als in Afghanistan.
Wenn allerdings der Pakistanische Geheimdienst über Jahre unfähig ist, den Mann zu finden, den die USA wie keinen anderen Terroristen such(t)en, stellt das sowohl den Pakistanischen Staat als auch dessen Financiers bloß.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen